(...) Diese thatergeschichtliche Situation fand Frau Beate Welsch, unsere heutige Kulturpreisträgerin, vor, als sie vor 15 Jahren mit ihrer Bühnenkunst zum ersten Mal an die Öffentlichkeit trat. "Öffentlichkeit" in diesem Zusammenhang meint den Kindergarten von Langengeisling. Vorausgegangen war bereits ein längeres "Theater-Engagement" in der eigenen Familie, wo Frau Welsch vor ihren eigenen Kindern, vor Nachbarn und Freunden ihre Stücke spielte.

Übergabe der Urkunde

(...) Für Frau Welsch war dieser Auftritt ein gewisses Wagnis, denn sie hat sich mit den jüngsten Zuschauern einem ungemein kritischen Publikum gestellt. Die Probe, der sich unsere Schauspielerin dabei unterzogen hat, hat sie glänzend bestanden. Sie hat hier - wie sie das bis zum heutigen Tage immer tut bereits die Prinzipien ihres ganz persönlichen Theaterspiels in einem eigenen Prolog den Zuschauern erklärt.

Bevor das eigentliche Stück beginnt, erläutert sie jeweils den Bühnenaufbau, die Kulissen und ihre Funktion, das Wesen der Puppen, die ihre Beweglichkeit durch die menschliche Hand bekommen und die Aufgabe der Figuren im jeweiligen Stück. Dieses Vorspiel vor dem Theater ermöglicht Frau Welsch, ihre Zuschauer kennenzulernen, und nimmt den Kindern Scheu und Angst vor der geheimnisvollen Welt, die sie im kommenden Stück verzaubert.

Eintrag in das Goldene Buch

Diese Verzauberung ihrer kleinen Zuhörerschaft gelingt der Puppenspielerin deswegen so überzeugend, weil sie für jeden Auftritt einen individuellen Text entwirft, gegebenenfalls sogar die Puppen eigens anfertigen läßt (...) und so in der Lage ist, ihre Zuhörer unmittelbar anzusprechen. Dabei legt sie Wert darauf, ihre Zuschauer möglichst in Problemstellung, Darbietung und Ablauf des Theaters einzubeziehen.

(...) Die Führung - gleichsam der rote Faden der gesamten Darbietung - gleitet Frau Welsch nie aus der Hand, weil sie nicht am Text klebt, sondern sich von einer Idee getragen weiß, die sie während der Aufführung nie aus dem Auge verliert. Damit ist ein Anspruch ausgesprochen und nunmehr seit eineinhalb Jahrzehnten gelegt, der das Niveau des Kasperltheaters unserer Jahrmärkte weit übertrifft.

(...) Von Langengeisling ausgehend wurde Frau Welsch im ganzen Landkreis immer wieder gebeten, mit ihrer kleinen Bühne und ihrem liebenswürdigen Ensemble von Puppen und Tieren aufzutreten. So finden wir sie nicht nur in Kindergärten und bei Kindergeburtstagen, ebenso bei Adventsbasaren, in unserem Erdinger Frauenkircherl zur Weihnachtszeit, bei Großveranstaltungen für Kinder, sondern insbesondere in Schulen an Projekttagen zu bestimmten Themen:

Lächeln für die Presse

So erst vergangenen Samstag in der Grund- und Teilhauptschule Oberding zu dem Projekt: Tag des Buches. Ihr Stück: "Das Geheimnis des blauen Buches" hat einmal den Wert des Lesens den Kindern nahe gebracht, Ehrfurcht vor der Natur gelehrt, Standhaftigkeit und Charakterfestigkeit sowie Hilfsbereitschaft und Einstehen für die Nöte der Mitmenschen den kleinen Zuhörern vermittelt. Diese Werte wurden aber nicht abstrakt und unanschaulich doziert, sondern ihre Verinnerlichung gelang durch ein entzückendes Theaterstück, dessen Spannung nie verloren ging, sondern eine ganze Schulstunde lang durch das schauspielerische Können von Frau Welsch aufrecht erhalten wurde.

Echte Qualität, literarische Leistung und überzeugende Vermittlung wesentlicher Themen unseres Lebens sind an kein Lebensalter gebunden, so daß viele Erwachsene, die die Kinderaufführungen von Frau Welsch erleben durften, die hochbegabte Schauspielerin für entsprechende Auftritte zu gewinnen suchten. Auf diese Weise hat sich im Lauf der Zeit der Wirkungskreis der unermüdlich tätigen Puppenspielerin praktisch auf alle gesellschaftlichen Bereiche in unserem Landkreis und weit darüber hinaus, erweitert.

Gratulations-Kur

Sie spielt in der Volkshochschule und in der Kreismusikschule ebenso wie bei den Büchereiwochen in Erding, bei der Kulturnacht, beim Wollmarkt am Lodererplatz, für den Lions-Club, für das Mütterzentrum, für die Erdinger Brücke e.V., beim Sinnflut-Festival, für die evangelische Kirche mit ihrem Dritte-Welt-Laden, bei Erntefesten, um nur einige der zahllosen Auftritts-Ereignisse zu nennen.

(...) Aufmerksam verfolgt sie die Ereignisse in unserem Landkreis im Ablauf eines Jahres. In regem Gedankenaustausch steht sie mit Kindern ebenso wie mit Pädagogen, Künstlern, Schriftstellern - kurzum: allen Kulturschaffenden. So lebt sie stets auf der Informationshöhe der Zeit, hat für die Themen der Gegenwart ein untrügliches Gespür und schöpft nunmehr aus der Erfahrung einer über 15-jährigen Spielzeit.

Für das kulturelle Leben im Landkreis Erding in breitester Streuung bis hinein in die einzelnen Familien leistet sie hier einen ungemein wertvollen Beitrag, für den wir Frau Welsch zu tiefem Dank verpflichtet sind. (...)